#wenigeristNICHTmehr

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Die Gesundheitspolitik will der Bevölkerung nun mit hohem Aufwand darlegen, dass weniger doch mehr sei. Ein vorweihnachtliches Zauberkunststück? Leider nein, es ist bitterer Ernst. Mit allerlei Rechentricks und neuen, schönen Worten redet man der statistischen Rationierung den Weg. Kostendämpfung bei den Gesundheitsausgaben heisst: Weniger Ausgeben für die Versorgung als in den vergangenen Jahren gemessen am BIP. Primärversorgungszentren sollen suggerieren, dass eine bessere Primärversorgung stattfindet. Wir Ärzte wissen: Die beste ärztliche Primärversorgung erfolgt durch den Hausarzt vor Ort und beim Hausbesuch. Jeder Patient hat seinen Hausarzt. Im Primärversorgungszentrum ist nicht einmal klar ob jeder Patient zu einem Arzt kommt oder nicht schon durch ein Triagesystem zu einem anderen Gesundheitsprofessionisten umgeleitet wird. Das Hausarztprinzip hat die Politik gleich mitbegraben, denn im Primärversorgungszentrum kommt man nicht zum selben Arzt, sondern wie im Spital immer zu einem anderen Arzt. Für unsere jungen Kolleginnen bedeutet das keinewegs, im Team zu arbeiten, denn jeder hat seine Koje, sein Behandlungszimmer; die Ärzte werden sequentiell und nicht parallel arbeiten, wie man den Jungen Kollegen gerne seitens der Politik glauben machen will.

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Wir Ärzte werden von den Schreiberlingen in den ministeriellen Tintenburgen als Gesundheitsversorger bezeichnet, um uns das iatrogene Element zu nehmen. Der Hausarzt wird zum Grundversorger, der Facharzt zu Fachversorger. Anonymität wohin man schaut. Das ist das neue Gesundheitssystem für alle.

Zuerst hat man die Polizeistationen und die Postämter geschlossen, die Bezirksgerichte zusammengelegt und nun kommen die Hausärzte dran, bald danach die Fachärzte. Das geht ganz einfach. Kassenstellen von in Pension gehenden Ärzten werden eingezogen und die hausärztiche, wohnortnahe Versorgung wird ausgedünnt, stattdessen anonyme Staatsmedizin durch Primärversorgungseinheiten.

Am Beispiel Mariazell kann man es sehen, live miterleben, in vivo sozusagen, wie das Gesundheitssystem umgebaut wird: Zuerst wird das lokale Spital geschlossen. Die Ambulanz wird dann als Primärversorgzungszentrum “nachgenutzt” und den Ärzten vor Ort als Konkurrenz vor die Tür gesetzt. Im Primärversorgungszentrum werden die ÄrztInnen und Ärzte nämlich neben Kassenleistungen auch ausservertragliche Leistungen wie Akupunktur oder Psychotherapie zum Beispiel anbieten dürfen und gegen Barzahlung verrechnen, wie in Mariazell. Alles das, was einem Kassenarzt ja unter Androhung einer Vertragskündigung verboten ist. Ist das PHC einmal installiert und den etablierten Hausärzten vor die Tür gesetzt passieren eigenartige Effekte: In Mariazell gab es bisher ein von unseren Niedergelassenen Kollegen aufrecht erhaltenes Nachtdienstradl. Bis jetzt. Mittlerweile haben diese Kollegen unter den gegebenen Umständen und gut nachvollziehbar das Nachtdienstradl aufgegeben und wer macht´s jetzt? Nein, nicht das Primärversorgunsgzentrum mit seinen Grundversorgern, sondern der Notarzt fahrt jetzt zum Hausbesuch aus… in Vivo….

So kann man funktionierende Strukturen zerschlagen.

Der nächste Plan ist schon aus den ministeriellen Schubladen gekrochen. Es wird Facharztzentren geben, analog zu den Primärversorgungszentren. Staatlich geplant und verordnet, nicht gewachsen, wie Styriamed.net zum Beispiel. Unsere Argumente werden nicht gehört, das Gesundheitssystem wird an die Wand gefahren, dem Gesundheitswesen wird die Seele entnommen. Der Patient wird der Leidtragende sein.

Die Ärzte machen am 14.12. einen Aktionstag, um ihre Patienten über die drohenden Veränderungen aufmerksam zu machen. Der 14.12. ist nicht zufällig gewählt; es ist der Tag, an dem dieses Gesetz mit der sogenannten §15a Vereinbarung im Parlament beschlossen wird. Wir halten das für einen schweren Fehler der Politik und werden das Abstimmungsverhalten im Parlament genau beobachten. Vielleicht besinnt man sich doch noch und hört auf die Ärzteschaft: Funktionierende Strukturen im Gesundheitswesen endlich auszubauen und nicht Staatsmedizin durch die Hintertür zu etablieren.